Kurzansprache zur Einführung von Albrecht Schwerer
als Geschäftsführer der Diakonischen Werke
der Kirchenbezirke im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald

19.09.2003
Liebe Gemeinde!

Längst wissen wir es alle: In diesem Gottesdienst soll Albrecht Schwerer als neuer Geschäftsführer der Diakonischen Werke im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ein-geführt werden. Herr Schwerer hat seinen Dienst in neuer Funktion im Juli bereits aufgenommen.

Lieber Herr Schwerer, ihre heutige Einführung soll ganz bewusst im Rahmen eines Gottesdienstes vorgenommen und gefeiert werden. Wir wollen auf Gottes Zuspruch hören, der sie, lieber Herr Schwerer, begleiten soll in ihrer neuen Aufgabe. Und wir wollen Gott bitten, sie durch seinen Geist der Zuwendung, der Stärkung und des Segens zu begleiten.

Für solche Formen der Einführung sind wir in der Kirche eigentlich nur zu beneiden. Wir begehen nicht nur einen formalen Verwaltungsakt. Wir inszenieren nicht einfach ein event der Verantwortungsübergabe. Wir machen ihre Einführung insbesondere dadurch öffentlich, dass sie in einem öffentlichen Gottesdienst ihren Ort hat.

Damit wird dokumentiert: Kompetenz, Erfahrung, die Bereitschaft zum Engagement und die Akzeptanz ihrer fachlichen und ihrer menschlichen Autorität durch die Mitarbeitenden und durch die Menschen in den beiden Kirchenbezirken sind unverzichtbar.

Aber dies ist nur die eine Seite. Die andere Seite – das ist die Offenheit für das Geschenk des Gelingens. Die Überzeugung, Teil zu haben an der großen Aufgabe, sich einzubringen in die Gestaltung dieser Welt in der Verantwortung für die Menschen und in der Verantwortung vor Gott. Deshalb bitten wir um Gottes Segen.

In der Zeitung werden sie heute mit der Selbstbezeichnung des kritischen Mitgestalters des Sozialen zitiert. Diese kritische Mitgestaltung ist gerade in diesen Tagen nötiger denn je. Zwischen Hartz und Agenda 2010 – zwischen Sparzwang und den Anregungen von zynisch-profilierungssüchtigen Jungpolitikern, diesen Sparzwang auf dem Rücken der älteren Menschen auszutragen – in dieser sich weitenden sozialen Kluft haben sie tatsächlich Anteil an der Aufgabe der kritischen Mitgestaltung.

Aber sie tun dies nicht einfach als irgend ein sozialer Spitzenverband. Sie tun dies als Verantwortlicher der kirchlichen Diakonie. Damit haben sie immer das Wissen um eine andere Dimension. Sie wissen. Der Mensch ist immer auch als Geschöpf Gottes in den Blick zu nehmen. Dies macht seine besondere Würde aus. Dies setzt ihm aber auch seine besondere Grenze. Dienstleisterin und Dienstleister der Schöpfung sind wir. Zur Ausbeutung. Zur Zerstörung. Oder gar zur Übernahme einer wie auch immer selbstinszenierten Schöpferrolle sind wir nicht berufen oder berechtigt. Kritischer Mitgestalter des Sozialen sind sie. Aber eben auch. Kritischer Wahrer und Bewahrer der menschlichen Würde im Rahmen der Aufgabe der Diakonie.

„Wer unter euch der erste sein will, der sei euer aller Diener.“ Dieser Satz, den die Evangelien als Wort Jesu überliefern, ver-bindet diese beiden Aspekte, von denen ich gesprochen habe, in hilfreicher Weise. Der erste sein, und sei’s in der Verantwortung, die sie übernommen haben. Und diese Aufgabe wahrnehmen im Dienst – als Dienstleister für andere – genau darum geht es in ihrer Ausgabe. Und in vielen anderen Aufgaben auch.

Ich weiß, dass ihnen auch dieser andere Aspekt der diakonischen Verantwortung am Herzen liegt. Und dass sie gerade in dieser doppelten Verantwortung ihre neue Aufgabe übernommen haben. Gut, dass sie dabei nicht alleine sind. Dass viele andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie begleiten. Gut vor allem aber auch, dass Gott es an seinem Segen gewiss nicht mangeln lassen wird.
Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.