GEISTLICHER IMPULS
AM BEGINN DES WORKSHOPS KIRCHENKOMPASS
ZUM STRATEGISCHEN ZIEL 1
AM 11. JULI 2013
11.07.2013
Die Selbstverständlichkeit, mit der christlicher Glaube gelebt und kommuniziert wird, nimmt ab. Die Evangelische Landeskirche in Baden unterstützt und entwickelt attraktive Angebote, Glauben zu erfahren, zu teilen und zu leben.
Um das erste Schwerpunktziel soll’s heute gehen. Und mit diesem geistlichen Impuls sollen wir uns auf diesen Nachmittag einstimmen. Was liegt da näher, als den Rat erfahrener Christenmenschen einzuholen. Die, so dachte ich mir, könnten uns doch unser Thema und unser Schwerpunktziel näher bringen. Gesagt. Getan. Ich habe einige angeschrieben und auch Antwort erhalten.
Der erste, der geantwortet hat, war Paulus. Der schreibt:
Liebe Brüder – und wohl auch Schwestern, da legt Ihr heute ja soviel Wert drauf! Freude euch zuvor und Anteil an der Gnade.
Ich habe diesen Satz gelesen, den Ihr mir habt zukommen lassen. Es ist gut, dass Ihr Euch dem Lauf des Evangeliums durch die Welt widmet. Schämt Euch nur dieses Evangeliums nicht. Es ist eine Gotteskraft.
Ihr müsst darauf vertrauen, dass sich das Evangelium schneller ausbreitet, als Ihr denkt. Eure Angebote, von denen Ihr schreibt, das kann doch nichts anderes sein als die Predigt des Gekreuzigten und Auferstandenen. Und aus der Predigt kommt der Glaube.
Aber Ihr müsst Euch anstrengen, eure Kräfte bündeln. Synergien nennt ihr das. Auf griechisch, wie das schon zu meiner Zeit üblich war. Ich habe ja mehr gearbeitet als Ihr alle. Nehmt Euch ein Beispiel an mir. Und vertraut dem, dessen Geist lebendig macht.
Soweit Paulus. Wie wir ihn kennen. Theologisch steil. Und durchaus selbstbewusst. Geschrieben hat auch ein anderer. Martin Luther. Auch aus dessen Brief lese ich vor:
Ihr lieben sanftlebende Christenmenschen im Süden unseres Reiches! Recht tut Ihr, dass Ihr es mit dem Glauben zu tun haben wollt. Aber der Widersacher hat euch gehörig den Kopf durcheinander gewirbelt, dass die Tintenfässer nicht ausreichen, ihn zu vertreiben. Erfahren wollt ihr ihn! Darum geht es doch gar nicht. Wagen müsst Ihr ihn. Euer Leben riskieren. Und wenn soviele Teufel um euch wären wie Solarelemente auf den Dächern. Teilen wollt ihr ihn! Das geht nicht. Ihr seid allemal dazu bestimmt, dass euer eigener Glaube euch tragen muss, wenn’s um letzte Stündlein geht. Da kann Euch keiner einen fremden Glauben ins Ohr blasen. Und leben wollt Ihr ihn! Als ob nicht das Umgekehrte richtig sei. Ihr lebt aus dem Glauben. Der ist’s, der Euch leben lässt.
Ihr seht, Ihr müsst Euch in die Schrift vertiefen. Dann werdet Ihr erkennen, dass der Glaube Euch gerecht macht. Aber Ihr könnt ihn nicht machen. Gott ist’s der euch zu glauben lehrt. Und der euch glauben lässt. Sonst werden Euch Eure gelehrten Stuben nichts nützen.
Ich geb’s zu. Etwas ratlos hat mich Bruder Martin schon gemacht. Und ich denke, es muss ja Gründe geben, warum sich schon unser Kurfürst Friedrich III. von Luthers Lehre abgewendet und sich umgesehen hat nach der Reformation von Genf und Zürich. Flugs habe ich Zacharias Ursinus angeschrieben, den Verfasser des Heidelberger Katechismus. Mitten in seinen Jubiläumsfeierlichkeiten hat er doch Zeit gefunden, mir zu schreiben. Hört also:
Ihr lieben Gottsucher wie ich! Jubiläumsjahre fressen einem die Zeit wie Blattläuse das Grün. Aber wenn ich denn nun schon in Frage und Antwort den Glauben deute, soll’s nach 129 Fragen auf die 130. nicht ankommen.
Also: Was nützt Euch der Glaube, wenn die Kinder in den Schulen nichts mehr mit ihm anzufangen wissen und die Großen lieber tafeln und Wildbret jagen als die Wahrheit?
Antwort: Der Glaube nützt mir schon allein darum mehr als alle Weisheit dieser Welt, weil er mich tröstet – im Leben. Und wenn’s ans Sterben geht. Darum sollt Ihr nicht nur für Euch nach dem Glauben fragen. Sondern Ihr sollt ihn gemein machen – kommunizieren wie Ihr dazu sagt – und sollt ihn unter die Leute bringen und mit ihnen teilen. Denn nicht anders könnt ihr selig werden, als wenn Ihr darauf vertraut, dass Gott noch ehe der Welt Grund gelegt war, bestimmt hat, dass Ihr lebt. Und in den Zeichen von Brot und Wein weist er Euch hin auf die himmlischen Güter der Rettung. Gott macht Euch dieses Angebot. Da müsst Ihr Euch um Eure Angebote nicht sorgen. Schon gar nicht darum, ob sie attraktiv sind. Der all Eure Haare auf dem Haupt gezählt hat, der wird Euch Wege zeigen, Euren Glauben ins Leben zu ziehen.
Noch viel mehr könnte ich Euch vorlesen, von Bruder Philipp Melanchthon und Schwester Olympia Morata. Und wer noch alles geschrieben hat. Aber mit einem weiteren, letzten Brief soll’s sein Bewenden haben. Damit wir an die Arbeit können. Er kam als email, als Absender nur schwester-im-glauben@godmail.evang Da steht also:
Hi und Hallo Ihr Workshop-Geschwister! Schön, dass Ihr Euch ans Werk macht. Und Euch nicht entmutigen lasst von irgendwelchen abnehmenden Selbstverständlichkeiten. Die gibt es sowieso nicht. Gerne würde ich mit Euch diskutieren. Und Euch fragen, ob Ihr auf dem richtigen Weg seid! Gut mit Kirchenkompass und strategischen Zielen habt Ihr Euch ein gutes Instrumentarium zurecht gelegt. Allein es fehlen mir die Projekte.
Glauben erfahren, teilen, leben. Das ist gut. Das hat was. Aber wie Ihr das tun wollt, dazu sagt Ihr nichts. Da müsst Ihr noch einiges an Hirnschmalz investieren. Doch Ihr könnt das, ich weiß. Ich will Euch nur ein paar Impulse auf den Weg geben. Denkt einmal außerhalb Eurer vertrauten Schablonen. Sagt nicht, das geht nicht, das haben wir schon probiert, da macht niemand mit. Wagt auch einmal das Schräge, das Querliegende. Macht, was andere eher nicht machen. Stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Nicht die Wirksamkeit in der Öffentlichkeit. Schaut, dass viele mitmachen können. Habt im Blick, ob der Frieden gefördert wird. Ob es zur Gerechtigkeit verhilft, was Ihr vorhabt. Und vergesst die Schöpfung nicht! – Und noch eins: Habt gut acht, dass wir Schwestern nicht außen vor bleiben.
Ich weiß nicht, wer die email-Schreiberin war. Aber sie ist mir so wichtig wie Paulus und Luther. Und die Weisheit des Katechismusschreibers. Doch jetzt haben wir genug zugehört. Jetzt geht’s an Werk.
Um das erste Schwerpunktziel soll’s heute gehen. Und mit diesem geistlichen Impuls sollen wir uns auf diesen Nachmittag einstimmen. Was liegt da näher, als den Rat erfahrener Christenmenschen einzuholen. Die, so dachte ich mir, könnten uns doch unser Thema und unser Schwerpunktziel näher bringen. Gesagt. Getan. Ich habe einige angeschrieben und auch Antwort erhalten.
Der erste, der geantwortet hat, war Paulus. Der schreibt:
Liebe Brüder – und wohl auch Schwestern, da legt Ihr heute ja soviel Wert drauf! Freude euch zuvor und Anteil an der Gnade.
Ich habe diesen Satz gelesen, den Ihr mir habt zukommen lassen. Es ist gut, dass Ihr Euch dem Lauf des Evangeliums durch die Welt widmet. Schämt Euch nur dieses Evangeliums nicht. Es ist eine Gotteskraft.
Ihr müsst darauf vertrauen, dass sich das Evangelium schneller ausbreitet, als Ihr denkt. Eure Angebote, von denen Ihr schreibt, das kann doch nichts anderes sein als die Predigt des Gekreuzigten und Auferstandenen. Und aus der Predigt kommt der Glaube.
Aber Ihr müsst Euch anstrengen, eure Kräfte bündeln. Synergien nennt ihr das. Auf griechisch, wie das schon zu meiner Zeit üblich war. Ich habe ja mehr gearbeitet als Ihr alle. Nehmt Euch ein Beispiel an mir. Und vertraut dem, dessen Geist lebendig macht.
Soweit Paulus. Wie wir ihn kennen. Theologisch steil. Und durchaus selbstbewusst. Geschrieben hat auch ein anderer. Martin Luther. Auch aus dessen Brief lese ich vor:
Ihr lieben sanftlebende Christenmenschen im Süden unseres Reiches! Recht tut Ihr, dass Ihr es mit dem Glauben zu tun haben wollt. Aber der Widersacher hat euch gehörig den Kopf durcheinander gewirbelt, dass die Tintenfässer nicht ausreichen, ihn zu vertreiben. Erfahren wollt ihr ihn! Darum geht es doch gar nicht. Wagen müsst Ihr ihn. Euer Leben riskieren. Und wenn soviele Teufel um euch wären wie Solarelemente auf den Dächern. Teilen wollt ihr ihn! Das geht nicht. Ihr seid allemal dazu bestimmt, dass euer eigener Glaube euch tragen muss, wenn’s um letzte Stündlein geht. Da kann Euch keiner einen fremden Glauben ins Ohr blasen. Und leben wollt Ihr ihn! Als ob nicht das Umgekehrte richtig sei. Ihr lebt aus dem Glauben. Der ist’s, der Euch leben lässt.
Ihr seht, Ihr müsst Euch in die Schrift vertiefen. Dann werdet Ihr erkennen, dass der Glaube Euch gerecht macht. Aber Ihr könnt ihn nicht machen. Gott ist’s der euch zu glauben lehrt. Und der euch glauben lässt. Sonst werden Euch Eure gelehrten Stuben nichts nützen.
Ich geb’s zu. Etwas ratlos hat mich Bruder Martin schon gemacht. Und ich denke, es muss ja Gründe geben, warum sich schon unser Kurfürst Friedrich III. von Luthers Lehre abgewendet und sich umgesehen hat nach der Reformation von Genf und Zürich. Flugs habe ich Zacharias Ursinus angeschrieben, den Verfasser des Heidelberger Katechismus. Mitten in seinen Jubiläumsfeierlichkeiten hat er doch Zeit gefunden, mir zu schreiben. Hört also:
Ihr lieben Gottsucher wie ich! Jubiläumsjahre fressen einem die Zeit wie Blattläuse das Grün. Aber wenn ich denn nun schon in Frage und Antwort den Glauben deute, soll’s nach 129 Fragen auf die 130. nicht ankommen.
Also: Was nützt Euch der Glaube, wenn die Kinder in den Schulen nichts mehr mit ihm anzufangen wissen und die Großen lieber tafeln und Wildbret jagen als die Wahrheit?
Antwort: Der Glaube nützt mir schon allein darum mehr als alle Weisheit dieser Welt, weil er mich tröstet – im Leben. Und wenn’s ans Sterben geht. Darum sollt Ihr nicht nur für Euch nach dem Glauben fragen. Sondern Ihr sollt ihn gemein machen – kommunizieren wie Ihr dazu sagt – und sollt ihn unter die Leute bringen und mit ihnen teilen. Denn nicht anders könnt ihr selig werden, als wenn Ihr darauf vertraut, dass Gott noch ehe der Welt Grund gelegt war, bestimmt hat, dass Ihr lebt. Und in den Zeichen von Brot und Wein weist er Euch hin auf die himmlischen Güter der Rettung. Gott macht Euch dieses Angebot. Da müsst Ihr Euch um Eure Angebote nicht sorgen. Schon gar nicht darum, ob sie attraktiv sind. Der all Eure Haare auf dem Haupt gezählt hat, der wird Euch Wege zeigen, Euren Glauben ins Leben zu ziehen.
Noch viel mehr könnte ich Euch vorlesen, von Bruder Philipp Melanchthon und Schwester Olympia Morata. Und wer noch alles geschrieben hat. Aber mit einem weiteren, letzten Brief soll’s sein Bewenden haben. Damit wir an die Arbeit können. Er kam als email, als Absender nur schwester-im-glauben@godmail.evang Da steht also:
Hi und Hallo Ihr Workshop-Geschwister! Schön, dass Ihr Euch ans Werk macht. Und Euch nicht entmutigen lasst von irgendwelchen abnehmenden Selbstverständlichkeiten. Die gibt es sowieso nicht. Gerne würde ich mit Euch diskutieren. Und Euch fragen, ob Ihr auf dem richtigen Weg seid! Gut mit Kirchenkompass und strategischen Zielen habt Ihr Euch ein gutes Instrumentarium zurecht gelegt. Allein es fehlen mir die Projekte.
Glauben erfahren, teilen, leben. Das ist gut. Das hat was. Aber wie Ihr das tun wollt, dazu sagt Ihr nichts. Da müsst Ihr noch einiges an Hirnschmalz investieren. Doch Ihr könnt das, ich weiß. Ich will Euch nur ein paar Impulse auf den Weg geben. Denkt einmal außerhalb Eurer vertrauten Schablonen. Sagt nicht, das geht nicht, das haben wir schon probiert, da macht niemand mit. Wagt auch einmal das Schräge, das Querliegende. Macht, was andere eher nicht machen. Stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Nicht die Wirksamkeit in der Öffentlichkeit. Schaut, dass viele mitmachen können. Habt im Blick, ob der Frieden gefördert wird. Ob es zur Gerechtigkeit verhilft, was Ihr vorhabt. Und vergesst die Schöpfung nicht! – Und noch eins: Habt gut acht, dass wir Schwestern nicht außen vor bleiben.
Ich weiß nicht, wer die email-Schreiberin war. Aber sie ist mir so wichtig wie Paulus und Luther. Und die Weisheit des Katechismusschreibers. Doch jetzt haben wir genug zugehört. Jetzt geht’s an Werk.