Zehn Ratschläge für ein gutes Jahr 2018

01.01.2018
Fang immer wieder neu an! Fertig zu sein, sich zurückzulehnen und zu glauben: Das war’s! – das ist das größte Hemmnis der Entfaltung deiner Möglichkeiten! Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, aber die Zukunft kann ich sehr wohl gestalten. Es ist nie zu spät, um zu sagen: Ich probier’ das aus. Gewinnbringende Erfahrungen kann ich dabei allemal machen, selbst wenn sich der Weg als Sackgasse erweist.

Bleibe politisch! Die großen Probleme der Gegenwart führen unübersehbar dazu, dass sich eine „my-home-is-my-castle-Mentalität“ breit macht. Ein „ich kann ja sowieso nichts ändern“ ist keine angemessene Reaktion. Denn dann ändern die anderen die Wirklichkeit. Und meist nicht so, wie ich es gerne hätte. Der Rückzug ins Private überlässt die Wirklichkeit den Kräften, die meinen, wir könnten uns in Sicherheit bringen, wenn wir uns vor allem schützen, was wir nicht kennen und was uns nicht einleuchtet.

Mach dich immer wieder neu kundig! Die Wirklichkeit ist kompliziert, und niemand kann alle psycho-sozialen, ökonomischen und wissenschaftlichen Zusammenhänge wirklich begreifen. Aber wenn du deine Weltverantwortung wahrnehmen willst, musst du in Grundzügen begreifen, wie die Welt funktioniert und ob es wirklich keine Alternativen gibt, zu dem, wie manches abläuft. Ist Armut wirklich unabwendbar? Ist der Frieden nur mit Waffen zu sichern? Ist Wachstum alternativlos? Muss sich wirklich alles rechnen? Es fehlt überhaupt nicht an alternativen Denkmodellen. Es fehlt vor allem an Menschen, die diese kundig in den politischen Diskurs einbringen und sich dort mutig für neues Denken stark machen.

Rede positiv über Europa! Gerade in einer Zeit, in der viele wieder neu ihr Heil im Nationalen suchen, ist das wichtig. Europa ist ein Kontinent. Landesgrenzen sind gefrorene Geschichte. Europa ist viel mehr als nur ein Wirtschaftsraum. Europa ist nicht zu denken ohne sein Eintreten für Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und vor allem Demokratie. Der Frieden der letzten Jahrzehnte - und wohl auch der Frieden der nächsten – verdankt sich dem Denken in weiten Räumen und dem Verzicht auf kleinkariertes Gehabe ohne grenzüberschreitende Solidarität.

Versetze dich in die Position der anderen! Es gibt kaum etwas Spannenderes. Deine eigene Sicht ist dir hinlänglich bekannt. Dafür ist es umso spannender nachzufragen, warum jemand dies oder jenes sagt oder tut. Zu wissen, was einen anderen Menschen so herzlich macht oder woher er seine Kräfte nimmt, nachzuspüren, warum jemand eine Krankheit oder der Verlust eines Menschen so zu schaffen macht, das weitet den eigenen Horizont. Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt bzw. jeder Mensch ist auf seine Weise ein solcher Mittelpunkt. Es ist gut, die Welt immer wieder aus einer anderen Perspektive zu betrachten, wenn ich sie begreifen will.

Behalte deine Zuversicht bei! An allzu furchtsamen Bedenkenträgern und Unkenrufern besteht ebensowenig Mangel wie an unreflektierten Kopf-durch-die Wand-Strategen! Und die Gegenwart steckt tatsächlich voller Herausforderungen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir mit Gelassenheit reagieren anstatt mit Resignation oder mit Alarmismus.

Nimm dir unbedingt etwas vor! Irgendwann mögen die großen Linien des Lebens gesteckt sein, aber im Leben ist immer Spiel! Es geht nicht um Karriereplanung, eher darum, die eigenen Energien in einem Projekt beispielhaft zu konzentrieren. Es geht weder um die Größe noch um die Breitenwirkung. Es geht darum, an einem Beispiel die Erfahrung zu machen: Da geht etwas! Wenn ich will, kann ich die Welt verändern. Und mich an dem kleinen (oder großen) Erfolg freuen.

Hab’ keine Scheu, das Leben zu genießen! Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, wenn sich nicht jeder Atemzug verzwecken lässt: beruflich, ökonomisch, beziehungspflegend! Das Schöne und Wohltuende hat sein eigenes Recht. Und wenn Menschen dazu keine Zeit oder keine materiellen Mittel haben, ist das ein Alarmsignal, aber kein Grund, in Kargheit zu versinken. Gelebte Solidarität schließt das, was die Bibel „ein Leben in Fülle“ nennt, nicht aus.

Vergiss die Dankbarkeit nicht! Es geht nicht um einen formellen Akt, es geht darum, dass ich weiß, dass ich mich verdanke: meinen Eltern, wohlmeinenden Menschen, guten Ideen derer, die vor mir gelebt haben, meiner Ausbildung, meinem Beruf, dem Netz, in das ich eingeknüpft bin, dem Frieden der letzten Jahrzehnte hier bei uns. Schau nicht so auf dein Leben, dass die Defizite im Vordergrund stehen, sondern nimm wahr, was dein Leben wertvoll macht, ohne dass du etwas dafür kannst. Und nimm wahr, was du kannst, weil in dir Gaben verborgen sind. Dankbarkeit ist der Verzicht, sein Leben immer nur im Vergleich mit dem Leben anderer zu bewerten. Es ist doch schön, dass ich da sein darf!

Gib die Option Gott nicht preis! Religion ist nicht out, weltweit gesehen schon gar nicht, und der Glaube ist nicht von vornherein von gestern. Ein moderner Mensch bist du nicht dadurch, dass du darauf verzichtest, mit Gott zu rechnen, eher im Gegenteil. Überholt ist nur der Lückenbüßer-Gott, der für all das herhalten muss, was wir (noch) nicht verstehen. Gott ist allemal mittendrin im Leben, wenn auch häufig bei denen, die am Rande sind. An Gott zu glauben, auch 2018, heißt gerade nicht, einfach immer „ja und Amen“ zu sagen, sondern häufig auch „nein“ und „so gerade nicht“! An Gott zu glauben, ist das entlastende Eingeständnis, dass du die Welt nicht alleine ändern musst - und dass die Welt Zukunft hat. Und du und ich auch!

Mehr braucht’s nicht für 2018!

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.