Gute Wünsche für 2019 - den Unterschied der Hoffnungen sichtbar machen

01.01.2019
Der Übergang ins neue Jahr ist meistens mit guten Vorsätzen verbunden. Die brauchen wir auch. Botinnen und Boten der Zuversicht wirken ansteckend. Im Blick auf das neue Jahr habe ich wieder ein paar gute Wünsche an sie weitergeben, damit 2019 ein gutes Jahr wird – ein Jahr anno Domini – in der Sprache der Tradition ein Jahr des Herrn eben!

Bleiben sie analog – zumindest immer wieder! Lesen Sie ein Buch, das man noch richtig in die Hand nehmen kann. Schreiben sie Briefe, mit Füller und Papier. Suchen sie das Gespräch unter vier Augen, vertrauensvoll und zugewandt. Nehmen sie einen Menschen auch einmal in den Arm, wenn es ihm guttut. Die Digitalisierungswahn überrollt uns ohnedies beinahe jeden Tag. Dabei ist es so leicht, immer wieder auch dagegenzuhalten.

Bringen sie den Mehrwert des Glaubens ins Gespräch! Nein, nicht das pure Rechthabenwollen, nicht der Rückgriff auf fromme Worthülsen, auch nicht ein abhakbares Formular der Rechtgläubigkeit! Stattdessen vielmehr die Bereitschaft zu gemeinsamer Suche nach Antworten. Der behutsame Hinweis, die Suche zu wagen, ob sich Gottes Spuren im Leben nicht doch finden lassen. Die Bereitschaft zu erzählen, wie sie eine schwierige Situation durchgestanden haben. Der Mut, Gott ins Gespräch zu bringen, entgegen aller Erwartung.

Vertrauen sie immer neu den alternativen Handlungsoptionen! Es gibt sie, gerade dann, wenn die einen sagen, etwas sei alternativlos und die anderen sich als die einzige Alternative anbieten. Es gibt meistens mehr als eine Möglichkeit, aus einem Dilemma herauszukommen. Die eine erfordert Mut, die andere Weitblick, die dritte die Lust, aus eingefahrenen Geleisen auszubrechen. Das Leben macht mehr Spaß, wenn sie sich auf die Suche machen und Lebendigkeit riskieren.

Bekennen sie Farbe! Stehen sie für ihre Überzeugungen ein und erfüllen sie nicht einfach nur Erwartungen. Signalisieren sie um Himmels Willen kein Verständnis, wenn Menschen andere klein machen und herabwürdigen – im Kleinen gilt das, vor allem aber auch im Bereich der Politik. Da verweisen manche voller Heuchelei auf die schwierige Situation der kleinen Leute, um sich selber groß zu machen und für ihre populistischen Weltsichten zu werben. Das dürfen wir 2019 nicht mehr durchgehen lassen!

Lassen sie sich nicht einreden, alles im Leben sei ein deal! Nein, es geht nicht ständig um Angebot und Nachfrage, es lässt sich nicht alles in Zahlen darstellen und berechnen. Leben heißt, der Ökonomie der Barmherzigkeit mehr zu vertrauen als den Bilanzen kühlen Kalküls. Liebe hat sich noch nie gerechnet, aber sie ist unbestritten die erfolgreichste Triebkraft der Weltgeschichte.

Bleiben sie individuell! Bleiben sie sie selbst! Sie müssen nicht in jedes Schema passen. Schließlich ist es unsere Würde, dass wir unvergleichlich sind. Ihre Gaben, ihre Vorlieben und ihre Stärken machen sie genauso unverkennbar wie ihre Ecken und Kanten. Gut, dass das so ist!

Machen sie sich ihre eigene Agenda! Persönliches hat da Platz. Aber auch Politisches. Beziehungen wollen gehegt und gepflegt sein – im Kleinen wie im Großen. Unterschiedlichkeiten gilt es auszuhalten und nicht unter den Teppich zu kehren. Sie vermögen immer auch produktive Kräfte freizusetzen. Aber es ist auch nicht alles verhandelbar. Verlässlichkeit und Vertrauen im Persönlichen sind wichtig. Genauso wie der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, das Eintreten für Klimaschutz und den Erhalt unserer Lebenswelt. Oder der Aufbau und die Erhaltung politischer Bündnisse jenseits nationaler Phantasien, wie den Einsatz für die UN und für Europa.

Auf den Unterschied kommt es an. Und auf die Tragekraft unserer Hoffnungen! Die darf man uns schon abspüren. Und das hat dann auch Folgen!

Ein gutes, friedlicheres und gesegnetes Jahr 2019 wünsche ich ihnen!

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.