Meditative Predigt-Gedanken in der Geistlichen Einstimmung am Beginn des Abschlusstages der Berufsbildprozesse am Donnerstag, den 20. Februar 2020 in der Christuskirche in Karlsruhe

20.02.2020

Wege der Erinnerung gehend

Auf einen Weg haben wir uns aufgemacht. Diesem Weg nachzuspüren, zu schauen, wohin er uns geführt hat und wohin er uns noch führen kann – darum soll’s gehen heute. In Gedanken lassen wir diesen Weg an uns vorüberziehen. Rufen ihn uns noch einmal in Erinnerung. Singend und hörend.

Uns begleitet dabei das Lied „Gemeinsam auf dem Weg“ – die Nr. NL 140. Wir beginnen mit dem Kehrvers. Und singen nach jeder Etappe der nacheinander immer eine der Liedstrophen.

Gemeinsam auf dem Weg, Gott ist dabei.
Hoffnung, die uns trägt: Er bleibt treu!

Ich habe innegehalten und bin zu mir auf Abstand gegangen. Nach Juwelen in meinem Alltag habe ich gesucht. Und bin auf Schätze in irdenen Gefäßen gestoßen. Defizite habe ich wahrgenommen. Und darunter neu meine Stärken entdeckt. Skeptisch war ich – und habe mich doch anstecken lassen. Überkommene Berufsbilder wollte wir zertrümmern. Und haben die Schönheit der Bruchstücke lieben gelernt.
Mehr Liebe zum Unvollkommenen, das nicht der Häresie der Vollkommenheit unterliegt, das ist, was ich mir wünsche.

Wir singen:
Gemeinsam auf dem Weg, Gott ist dabei.
Hoffnung, die uns trägt: Er bleibt treu!

Wir danken dir für jeden Schritt,
der Grenzen überwindet.
Wir bitten, lenke unsern Blick
auf das, was uns verbindet.

Von Gott wollte ich reden. Und habe doch nur menschliche Worte zur Verfügung. Menschen habe ich in meiner Arbeit im Blick. Und erkenne plötzlich, wie mir Gottes Ebenbild aus ihrem Gesicht entgegenleuchtet. Arbeit füllt meinen Tag aus. Und mit einem Mal entdecke ich mich mitten in drin in dem, was wir Reich Gottes nennen. Im Himmel habe ich Gott gesucht – und auf der Erde gefunden
Mehr Geist, mitten in mancher Geistlosigkeit, das ist, was ich mir wünsche!

Wir singen:
Gemeinsam auf dem Weg, Gott ist dabei.
Hoffnung, die uns trägt: Er bleibt treu!

Gemeinsam hören wir dein Wort.
Hilf uns, es zu bedenken.
Damit es reiche Früchte trägt,
musst du die Schritte lenken.

Ganz anders hatte ich mir die Zukunft vorgestellt. Dabei hat sie längst begonnen, mitten in meiner Gegenwart. Ich war mir sicher, ein klares Bild zu haben, worauf es ankommt. Und muss alles ein ums andere Mal neu anordnen. Voller Bewegung ist, was ich vor Augen habe. Bunt und vielfältig.
Mehr Leben, unterwegs, nicht erst am Ende, das ist, was ich mir wünsche!

Wir singen:
Gemeinsam auf dem Weg, Gott ist dabei.
Hoffnung, die uns trägt: Er bleibt treu!

Gemeinsam singen wir dein Lob:
Das wird uns weiter tragen.
Gib du uns Mut und Leidenschaft
Und hilf uns Neues wagen.

Auf die Karte des Erfolgs hatte ich gesetzt. Und wurde in kleiner Münze ausbezahlt. Den glimmenden Docht sah ich kurz vorm Verlöschen. Und war von neuem Schein so recht überrascht. Auf gerader Linie lag mir das Ziel vor Augen. Doch nur auf lohnenden Umwegen kam ich ihm näher. Der kleine Schritt des einen Menschen – eh ich‘s versehe, wird er zum großen Sprung in die Kirche der Zukunft.
Den großen Bogen und die weiche Welle, nicht der kühne Sprung mit dem Kopf durch die Wand, da ist, was ich mir wünsche.

Wir singen:
Gemeinsam auf dem Weg, Gott ist dabei.
Hoffnung, die uns trägt: Er bleibt treu!

Auf dein Wort hin sind wir getauft
Und so bei dir geborgen.
Wir wissen, nach der dunklen Nacht
Schaffst du den neuen Morgen.

Gemeinsam auf dem Weg, Gott ist dabei.
Hoffnung, die uns trägt: Er bleibt treu!

 

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.