Gedanken zum Monatsspruch Februar 2021 zum Abschluss des ersten Tages der digitalen Dekanatskonferenz

01.02.2021

Liebe Schwestern und Brüder!

Nach vielen Stunden Präsentationen, Debatten, Gesprächrunden jetzt noch einmal: Innehalten! Innehalten im Angesicht Gottes. In der erfahrbaren Geschwisterlichkeit Christi. In der beflügelnden Kraft des Heiligen Geistes. Amen.

Innehalten – das ist jetzt die Möglichkeit! Mitten auf dem Weg. Am Ende des ersten Tages dieser digitalen Dekanatskonferenz. Auf der Schwelle zwischen Nachmittag und Abend.

Innehalten mitten in der Anbahnung der großen und der vielen kleinen Veränderungen. Auf dem Weg der Veränderungsprozesse hin zur Kirche von morgen. Von der Kirche im Umbruch hin zur Kirche als einem heilsamem Ort mitten in den Brüchen der Gegenwart. In den Brüchen so vieler Lebensgeschichten. Auch unserer aller je eigenen, ganz persönlichen, verletzlichen Lebensgeschichte.

Innehalten – das ist jetzt die Möglichkeit! Innehalten auf dem Weg der Erinnerungen. Der großen und der vielen kleinen.

Mit diesem heutigen 1. Februar ändert sich etwas in der Kultur des Innehaltens unserer Kirche. Des Innehaltens auf dem Weg als Gemeinschaft, die sich erinnert. Die sich erinnert – in Unterlagen aller Art. Protokollen. Briefen. Drucksachen. Die sich erinnert in der Bewahrung der Dokumente, die wir leichthin als Akten bezeichnen. Mit dem heutigen Tag beginnt in der EKIBA eine neue Weise der Erinnerungskultur. Heute beginnt in der EKIBA - vielfach noch unbemerkt - das Zeitalter der digitalen Aktenführung.

Womöglich überrascht Sie dieser scheinbar ungeistliche gedankliche Umweg. Doch unbemerkt heißt eben nicht unbedeutend! Nachfolgende Generationen werden das, was wir beraten, auch das, was wir heute beraten. eben diesen Akten entnehmen. Vorgänge aller Art. Tagesordnungen. Beschlüssen. Bescheide. Projekte. Prozesse.

Nur was dokumentiert wird, hat Bestand, heißt es. Das stimmt, wenn auch nicht ganz. Auch Andachten und geistliche Impulse, auch dieser geistliche Abschluss – sie sind Ausdruck der Erinnerungskultur. Sie schlagen sich allerdings nicht in Akten nieder. Sondern – hoffentlich - in gestärkter Hoffnung. In aufbauenden Worten des Trostes. In geistlicher Stärkung.

Der Monatsspruch für den Februar 2021 – und jetzt bin ich in der geistlichen Spur zurück - ist ein Ausweis biblischer Erinnerungskultur, ja eigentlich der Erinnerungskultur Gottes. Da heißt es ganz lapidar:

Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind! (Lk 10,20)

Ausdruck und Beleg einer himmlischen Erinnerungskultur ist das. Ich bleibe aufbewahrt in Gott. Nicht begrenzt durch meine Vulnerabilität. Aufbewahrt in der Bruchstückhaftigkeit meines Lebens.  Aufbewahrt in der erinnernden Kraft Gottes. Aufbewahrt nicht nach Aktenzeichen. Nicht in Form von Leistungsbeschreibungen. Nicht zugeordnet nach Einstufungen und Gehaltsgruppen. Aufbewahrt schon gar nicht digital.

Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind! (Lk 10,20)

Aufbewahrt bleibe ich aufgrund dessen, was meine einzigartige Würde, was meinen Wert und mein Wesen ausmacht. Aufbewahrt bleibe ich nach dem Maß der Liebe. Der Liebe, mit der ich anderen Menschen begegne. Und andere mir. Aufbewahrt in der grenzenlosen Liebe Gottes. Aufbewahrt in Gott. Weil Gott sich in Christus unserer erinnert. Unauslöschbar. Durch alle Zeiten hindurch. Und in allen Umbrüchen.

Grund zur Freude ist das. Und Anlass, innezuhalten. Es für heute gut sein zu lassen. Und darauf zu vertrauen, dass Gott sich erinnert. Nicht erst im Sterben. Sondern auch im Leben. Schon jetzt! Heute Abend. Heute Nacht. Morgen! Amen.

Gebet
Ich muss es heute nicht mehr richten, Gott, und schon gar nicht allein. Es liegt in deiner Hand.

Ich muss nicht krampfhaft an allem festhalten. Was wert ist, dass es bleibt – es bleibt in deiner Hand.

Ich muss diese Welt nicht retten, Gott. Und schon gar nicht deine Kirche. Aber du setzt auf mich. Und darauf, dass ich mich einbringe. Nach meinen Möglichkeiten.

Der heutige Abend ist nicht der Abend der Welt, Gott. Morgen leuchtet mir deine Sonne von Neuem auf, selbst wenn sie nicht zu sehen ist. Das lässt mich jetzt innehalten.

Gelassen. Getrost. Gesegnet. Bewahrt und aufbewahrt in dir.

Und so segne und behüte uns, Gott, Barmherzig und uns zugewandt, Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

 

 

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.