Morgenimpuls Kloster Hegne am 31. Januar 2023

31.01.2023

Am 15. Februar ist endgültig Schluss. Da moderiert Julia Westlake die 747. Und zugleich letzte Folge der Sendung „Ich trage einen großen Namen“! Es ist die Ratesendung mit der längsten Geschichte im Deutschen Fernsehen. Seit 1977, also seit 46. Jahren mussten ca. 1.500 Namen großer Vorfahren der anwesenden Gäste erraten werden. 

Mit der Ratesendung ist dann also Schluss. Auf der Reichenau geht die Geschichte mit dem großen Namen aber weiter. Zumindest einmal im Jahr. Nämlich am 25. April. Da treffen sich Menschen, die einen großen Namen tragen. Woher ich das weiß? Am 25. April vor 4 Jahren war ich auch auf der Reichenau, unter anderem in der Kirche, die uns heute beschäftigt. Im Münster S. Maria und Markus. Als wir nach dem Kirchenbesuch ins Freie traten, trafen wir auf eine Gruppe von 15, vielleicht auch 20 Männern. Sie baten mich, ein paar Photos von der Gruppe zu machen und reichten mir nach und nach ihre Handys.

Natürlich war ich neugierig. „Was seid ihr für ein besonderer Kreis?“, habe ich nachgefragt. „Darauf werden Sie nicht kommen!“, sagte einer der Gruppe. Wir tragen alle einen großen Namen. Wir heißen nämlich alle Markus. Wir kommen aus ganz Deutschland. Wir treffen uns hier schon seit vielen Jahren jedes Jahr am Markustag, am 25. April. Das ist unsere Weise, unserer Verbundenheit mit dieser Kirche zum Ausdruck zu bringen.

Ganz ehrlich, mich hat das beeindruckt. Vielleicht auch, weil ich da nicht mithalten kann. Erstens gibt es keine Kirche S. Traugott. Und zweitens müsste ich mich schon auf eine intensive Suche machen, um jedes Jahr zehn Träger meines Namens irgendwo an einem Ort zu versammeln.

Eines hat mir die unerwartete Begegnung mit dem Markus-Kreis aber gezeigt. Unser Name ist mehr als Schall und Rauch. Und manchmal bedauere ich es auch etwas, dass unsere protestantische Prägung die Tradition des Namenstages nicht kennt. Ich sage auf jeden Fall bei jeder Taufe, die ich halte, auch ein paar Worte zum Namen. Heute zum Beispiel könnten Emma und Marcella, Johannes und Eusebius ihren Namenstag begehen. Und was für mich ganz neu war: Auch Traugott hat einen Namenstag, am 20. September. Den werde ich mir ab heute auf jeden Fall merken. Denn ich habe schon auch eine besondere Geschichte mit meinem Vornamen.

Und wenn unser heutiges Tages-Thema "Form und Liturgie" heißt – vielleicht sollte ich eine kleine Liturgie für ein evangelisches Namensgedenken entwickeln. Aber erst nach den Erfahrungen und Erkenntnissen dieses Tages.

Für heute genügt mir, was Jesus zu den 72 Bevollmächtigten, über die wir gestern schon nachgedacht hatten, nach ihrer Rückkehr gesagt hat: Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind!“ Mehr brauchts für heute nicht. Amen.

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.