PREDIGT
IM GOTTESDIENST ZUM ABSCHLUSS DER KIRCHENDIENERRÜSTE
AM MITTWOCH, DEN 16. JULI 2014 IN HOHENWART
16.07.2014
Liebe Kirchendienerinnen und Kirchendiener!
Mit diesem Gottesdienst geht ihre diesjährige Rüste schon wieder zu Ende. Seit Montag haben sie sich Zeit genommen, ihrem Thema nachzuspüren: Das Labyrinth – Symbol der Lebenswegs.
Ich weiß nicht, welche verschlungenen gedanklichen Wege der Vorbereitungskreis gegangen ist, als er sich dieses Thema ausgewählt hat. Vielleicht stand die zunehmende Zahl von Labyrinthen vor Auge, die es im Umfeld von Kirchen gibt. Aus Stein. Oder gebildet mithilfe von Pflanzen – wie hier in Hohenwart. Labyrinthe sind in Maisfelder hineingefahren. Oder in Wiesen.
Ich erinnere mich auch an zwei besondere Typen eines Labyrinthes in meiner meine Kindheit. Da gab es zum einen ein rundes Geduldsspiel. Unter einer durchsichtigen Scheibe aus Plastik sah man auf ein Labyrinth. Durch geschickte Bewegung musste man eine Kugel allmählich vom Rand durch das Labyrinth in die Mitte bewegen. Dabei musste man aber aufpassen, dass die Kugel nicht wieder in den äußeren Kreis zurückrutschte.
Das zweite Labyrinth habe ich auf den Mess in Freiburg entdeckt. Da gab es ein paarmal ein großes Labyrinth. Es war ganz aus Glas. Und ich konnte die Mitte von Anfang an sehen. Aber der Weg dahin war mehr als anstrengend. Immer wieder stand ich vor verschlossenen Wegen. Und es hat ganz schön lang gedauert, bis ich den Weg in die Mitte fand.
Dieses Labyrinth war wirklich ein Symbol des Lebens. Auch wenn ich damals auf diesen Gedanken nicht gekommen bin. Es gab ein klares Ziel. Und es gab einen Weg dorthin. Die Herausforderung bestand darin, diesen Weg zu finden. Manchmal kam ich ganz schön weit. Aber dann ging es nicht mehr weiter. Und ich musste den Rückweg antreten. Und dann kam es immer wieder vor, dass ich sogar auf dem Weg zurück in die Irre ging.
Was am Ende meist geholfen hat? Ich war nicht allein im Labyrinth. Ich konnte andere Menschen vor mir laufen sehen. Und wenn ich aufgepasst habe, konnte ich sehen, welcher Weg weitergeführt hat. Und welcher irgendwann in einer Sackgasse geendet ist.
Genau deshalb ist ein Labyrinth ein Symbol des Lebens. Besser vielleicht sogar ein Gleichnis des Lebens. Leben heißt immer Wege gehen. Wege, die weiterführen auf ein Ziel zu. Wege aber auch, die manchmal früher, manchmal später nicht mehr weiterführen. Dann muss ich umkehren. Den Rückzug antreten. Eine neue Variante ausprobieren.
Was das Leben aber spannend macht, was dem Leben Sinn gibt, was uns motiviert und beflügelt, es immer wieder neu zu versuchen mit dem weitergehen, das ist nicht, der Reiz, schnell am Ziel zu sein. Spannend, lohnenswert, das sind die Erfahrungen, die ich unterwegs mache. Das neugierige Suchen. Die überraschende Mauer, vor der ich stehe. Die Bereitschaft, es anders nochmal zu probieren. Die Entscheidung, jetzt das Tempo rauszunehmen, die Schritte erst einmal ganz langsam zu setzen. Oder gar einmal stehen zu bleiben und die Umgebung wahrzunehmen – ehe es dann mit neuer Energie weitergeht.
Das Leben ist kein gigantischer Wettkampf. Im Leben kommt es nicht darauf an, schnell an irgend einem Punkt anzukommen. Im Leben kommt es viel mehr darauf an, in Bewegung zu bleiben. Aufeinander zu. Manchmal auch voneinander weg. Miteinander. Gegeneinander. Und irgendwie dann auch auch immer füreinander.
Stellen sie sich zwei Symbole nebeneinander vor, zwei Symbole, die sich von oben aus der Vogelperspektive anschauen. Zum einen eine Linie, die von einem Punkt zu einem anderen führt. In direkter Weise. Ohne Biegung und Schnörkel. Und dann daneben ein Labyrinth. Kreise, die immer wieder unterbrochen sind. Durchgänge nach innen und außen.
Welches dieser beiden Symbole ist ansprechender? Schöner? Ich denke, das Labyrinth. Die Gerade, die Linie von A nach B ist schneller und direkter. Sie ist zweckmäßig. Aber sie hat keine eigene Schönheit.
Ich finde, mit dem Leben ist das genauso. Ein Leben in Form eines Labyrinthes – das ist ein gezeichnetes Leben. Ein geprägtes Leben. Wer immer wieder auch auf Umwegen und Irrwegen durchs Leben geht, der oder die hat etwas erlebt. Hat etwas erfahren. Hat immer wieder Neues gelernt. Kann anderen etwas weitergeben.
Es sind nicht nur die schönen Erfahrungen, die leichten Etappen, die uns hilfreich prägen. Dazu gehören auch eine überstandene Krankheit. Eine bewältigte Krise in einer Beziehung. Eine Absage. Ein schmerzhaftes Scheitern an einer Aufgabe. Eine zerplatzte Hoffnung. Krisen lassen reifen. Machen einen Menschen interessant.
Und solche Menschen taugen dann auch zum Vorbild für andere. Wie die Menschen, die ich im Glas-Labyrinth vor mir gesehen habe. Und deren Suche mir geholfen hat, weiterzukommen.
Ich will diese schmerzhaften Erfahrungen nicht schönreden. Sie tun weh. Sie überfordern uns oft. Und sie halten manche Türen im Leben für immer geschlossen. Und es kommt uns vor, als halten sie uns im Labyrinth des Lebens gefangen. Manchmal sehne ich mich auch nach der barrierefreien geraden, schnellen Linie von A nach B. Manchmal finde ich sie ja auch. Nur: Kein Leben besteht nur aus solchen Linien. Und manchmal läuft der direkteste Weg über einen scheinbaren Umweg.
Als Kirchendienerin und Kirchendiener haben sie es ja mit vielen Menschen zu tun. Mit ganz verschiedenen Menschen. Mit den Hauptamtlichen in der Kirche. Vor allem auch mit den Pfarrerinnen und Pfarrern.
Und sie sehen in den Kirchen und Gemeindehäusern unglaublich viele Menschen. Ganz verschiedenen Menschen. Menschen mit völlig unterschiedlichen Bedürfnissen. Glückliche und Zufriedene, die sich einfach erbauen lassen wollen. Oder die einfach dankbar sind. Belastete, sorgenvolle Menschen, die auf der Suche sind. Nach einem Menschen, der ihnen weiterhelfen kann. Nach einem Wort, das ihnen wieder Mut gibt.
Und jeder dieser Menschen ist ein eigenes Lebenslabyrinth. In der Summe haben sie da ein ganzes Kaleidoskop vor sich. Ein buntes Bild aus ganz unterschiedlichen Einzelteilen. Mit ihrer Aufgabe als Kirchendienerin oder Kirchendiener, als Hausmeisterin oder Hausmeister, sind sie also so etwas wie Labyrinthpfleger. Sie pflegen die Orte, an denen Menschen die Wege durchs ihr Lebenslabyrinth neu ausrichten. In der Fürsorge für die Gottesdienste tun sie das. Und in der Verantwortung für die Räume, an denen Menschen zur Besinnung kommen können auf ihren verschlungenen Wegen.
Darum haben sie da ein ganz wichtiges Amt inne. Und vielleicht kommen sie in ihrem eigenen Lebenslabyrinth weiter voran, wenn sie das einmal so sehen.
Ein paar biblische Anmerkungen zu unseren Lebenswegen haben wir am Anfang gehört. Es ist also keineswegs neu, wenn wir unsere Leben als verschlungenen Weg deuten. Aber in diesen biblischen Sätzen kommt noch eine neue Perspektive dazu. Die Suche nach dem rechten Weg, die Suche nach den Durchgängen im Lebenslabyrinth ist zwar unsere Aufgabe. Und liegt in unserer Verantwortung. Aber wir können dazu göttliche Sehhilfe bekommen. Da wird davon gesprochen, dass uns einer den Weg weist. Da hören wir, dass uns der Weg ins Leben kundgetan wird. Da werden wir erinnert, dass Gott schon den Israeliten den Weg gezeigt hat, als Wolke und als Feuersäule.
Gott ist der große Labyrinthpfleger unseres Lebens. Nicht so, dass wir jede Biegung angezeigt bekommen wie in den Navigationssystemen der Autos. Navigationssysteme haben immer den geraden Weg von A nach B zum Ziel. Die Labyrinthpflege, die Gott uns angedeihen lässt, sie stärkt vor allem unsere innere Orientierung. Sie vermittelt uns eine Ahnung, wie es weitergehen könnte. Sie lässt uns aus einem Umweg aushalten und durchhalten. Sie öffnet uns die Augen für einen Menschen, der uns weiterhelfen kann. Und die Ohren für Worte, die weiterhelfen.
Das große Beispiel für die Art, wie Gott uns durch unser Lebenslabyrinth steuert, ist Jesus aus Nazareth. Er hatte Worte für die, denen niemand mehr ein gutes Wort sagen wollte. Er hatte Augen für die, für die sonst keiner einen Blick hatte. Er rührte die an, die als unberührbar gegolten haben. Ausgegrenzte. Kranke. Menschen auf Irrwegen. Er leistete Widerstand, wo alle sich mit dem Status quo abfinden wollten. Er setzte Leben aufs Spiel, wo nichts so sicher schien wie der Tod als Ziel aller unserer Wege durchs Labyrinth des Lebens.
Gut, wenn wir uns von diesem Jesus stärken lassen gestärkt auf den weiteren Wegen unseres Lebens machen, wo wir leben und arbeiten. Da, wo uns die Wirklichkeit meist schnell wieder einholt. Gut, dass diese Wirklichkeit heute womöglich in ein neues Licht getaucht wird. Weil wir einen neuen Blick werfen können. Weil wir uns haben stärken lassen.
Darum lade ich sie jetzt ein, sich aneinander und miteinander zu stärken. Sich stärken zu lassen am Tisch Gottes mitten in dieser Welt. Mit den Früchten des Weinstocks. Und mit Früchten des Feldes.
Mitten in unserem Lebens-Labyrinth halten wir inne. Und feiern das Leben. Und machen uns dann gestärkt von Neuem auf den Weg zum Ziel. Amen.
Mit diesem Gottesdienst geht ihre diesjährige Rüste schon wieder zu Ende. Seit Montag haben sie sich Zeit genommen, ihrem Thema nachzuspüren: Das Labyrinth – Symbol der Lebenswegs.
Ich weiß nicht, welche verschlungenen gedanklichen Wege der Vorbereitungskreis gegangen ist, als er sich dieses Thema ausgewählt hat. Vielleicht stand die zunehmende Zahl von Labyrinthen vor Auge, die es im Umfeld von Kirchen gibt. Aus Stein. Oder gebildet mithilfe von Pflanzen – wie hier in Hohenwart. Labyrinthe sind in Maisfelder hineingefahren. Oder in Wiesen.
Ich erinnere mich auch an zwei besondere Typen eines Labyrinthes in meiner meine Kindheit. Da gab es zum einen ein rundes Geduldsspiel. Unter einer durchsichtigen Scheibe aus Plastik sah man auf ein Labyrinth. Durch geschickte Bewegung musste man eine Kugel allmählich vom Rand durch das Labyrinth in die Mitte bewegen. Dabei musste man aber aufpassen, dass die Kugel nicht wieder in den äußeren Kreis zurückrutschte.
Das zweite Labyrinth habe ich auf den Mess in Freiburg entdeckt. Da gab es ein paarmal ein großes Labyrinth. Es war ganz aus Glas. Und ich konnte die Mitte von Anfang an sehen. Aber der Weg dahin war mehr als anstrengend. Immer wieder stand ich vor verschlossenen Wegen. Und es hat ganz schön lang gedauert, bis ich den Weg in die Mitte fand.
Dieses Labyrinth war wirklich ein Symbol des Lebens. Auch wenn ich damals auf diesen Gedanken nicht gekommen bin. Es gab ein klares Ziel. Und es gab einen Weg dorthin. Die Herausforderung bestand darin, diesen Weg zu finden. Manchmal kam ich ganz schön weit. Aber dann ging es nicht mehr weiter. Und ich musste den Rückweg antreten. Und dann kam es immer wieder vor, dass ich sogar auf dem Weg zurück in die Irre ging.
Was am Ende meist geholfen hat? Ich war nicht allein im Labyrinth. Ich konnte andere Menschen vor mir laufen sehen. Und wenn ich aufgepasst habe, konnte ich sehen, welcher Weg weitergeführt hat. Und welcher irgendwann in einer Sackgasse geendet ist.
Genau deshalb ist ein Labyrinth ein Symbol des Lebens. Besser vielleicht sogar ein Gleichnis des Lebens. Leben heißt immer Wege gehen. Wege, die weiterführen auf ein Ziel zu. Wege aber auch, die manchmal früher, manchmal später nicht mehr weiterführen. Dann muss ich umkehren. Den Rückzug antreten. Eine neue Variante ausprobieren.
Was das Leben aber spannend macht, was dem Leben Sinn gibt, was uns motiviert und beflügelt, es immer wieder neu zu versuchen mit dem weitergehen, das ist nicht, der Reiz, schnell am Ziel zu sein. Spannend, lohnenswert, das sind die Erfahrungen, die ich unterwegs mache. Das neugierige Suchen. Die überraschende Mauer, vor der ich stehe. Die Bereitschaft, es anders nochmal zu probieren. Die Entscheidung, jetzt das Tempo rauszunehmen, die Schritte erst einmal ganz langsam zu setzen. Oder gar einmal stehen zu bleiben und die Umgebung wahrzunehmen – ehe es dann mit neuer Energie weitergeht.
Das Leben ist kein gigantischer Wettkampf. Im Leben kommt es nicht darauf an, schnell an irgend einem Punkt anzukommen. Im Leben kommt es viel mehr darauf an, in Bewegung zu bleiben. Aufeinander zu. Manchmal auch voneinander weg. Miteinander. Gegeneinander. Und irgendwie dann auch auch immer füreinander.
Stellen sie sich zwei Symbole nebeneinander vor, zwei Symbole, die sich von oben aus der Vogelperspektive anschauen. Zum einen eine Linie, die von einem Punkt zu einem anderen führt. In direkter Weise. Ohne Biegung und Schnörkel. Und dann daneben ein Labyrinth. Kreise, die immer wieder unterbrochen sind. Durchgänge nach innen und außen.
Welches dieser beiden Symbole ist ansprechender? Schöner? Ich denke, das Labyrinth. Die Gerade, die Linie von A nach B ist schneller und direkter. Sie ist zweckmäßig. Aber sie hat keine eigene Schönheit.
Ich finde, mit dem Leben ist das genauso. Ein Leben in Form eines Labyrinthes – das ist ein gezeichnetes Leben. Ein geprägtes Leben. Wer immer wieder auch auf Umwegen und Irrwegen durchs Leben geht, der oder die hat etwas erlebt. Hat etwas erfahren. Hat immer wieder Neues gelernt. Kann anderen etwas weitergeben.
Es sind nicht nur die schönen Erfahrungen, die leichten Etappen, die uns hilfreich prägen. Dazu gehören auch eine überstandene Krankheit. Eine bewältigte Krise in einer Beziehung. Eine Absage. Ein schmerzhaftes Scheitern an einer Aufgabe. Eine zerplatzte Hoffnung. Krisen lassen reifen. Machen einen Menschen interessant.
Und solche Menschen taugen dann auch zum Vorbild für andere. Wie die Menschen, die ich im Glas-Labyrinth vor mir gesehen habe. Und deren Suche mir geholfen hat, weiterzukommen.
Ich will diese schmerzhaften Erfahrungen nicht schönreden. Sie tun weh. Sie überfordern uns oft. Und sie halten manche Türen im Leben für immer geschlossen. Und es kommt uns vor, als halten sie uns im Labyrinth des Lebens gefangen. Manchmal sehne ich mich auch nach der barrierefreien geraden, schnellen Linie von A nach B. Manchmal finde ich sie ja auch. Nur: Kein Leben besteht nur aus solchen Linien. Und manchmal läuft der direkteste Weg über einen scheinbaren Umweg.
Als Kirchendienerin und Kirchendiener haben sie es ja mit vielen Menschen zu tun. Mit ganz verschiedenen Menschen. Mit den Hauptamtlichen in der Kirche. Vor allem auch mit den Pfarrerinnen und Pfarrern.
Und sie sehen in den Kirchen und Gemeindehäusern unglaublich viele Menschen. Ganz verschiedenen Menschen. Menschen mit völlig unterschiedlichen Bedürfnissen. Glückliche und Zufriedene, die sich einfach erbauen lassen wollen. Oder die einfach dankbar sind. Belastete, sorgenvolle Menschen, die auf der Suche sind. Nach einem Menschen, der ihnen weiterhelfen kann. Nach einem Wort, das ihnen wieder Mut gibt.
Und jeder dieser Menschen ist ein eigenes Lebenslabyrinth. In der Summe haben sie da ein ganzes Kaleidoskop vor sich. Ein buntes Bild aus ganz unterschiedlichen Einzelteilen. Mit ihrer Aufgabe als Kirchendienerin oder Kirchendiener, als Hausmeisterin oder Hausmeister, sind sie also so etwas wie Labyrinthpfleger. Sie pflegen die Orte, an denen Menschen die Wege durchs ihr Lebenslabyrinth neu ausrichten. In der Fürsorge für die Gottesdienste tun sie das. Und in der Verantwortung für die Räume, an denen Menschen zur Besinnung kommen können auf ihren verschlungenen Wegen.
Darum haben sie da ein ganz wichtiges Amt inne. Und vielleicht kommen sie in ihrem eigenen Lebenslabyrinth weiter voran, wenn sie das einmal so sehen.
Ein paar biblische Anmerkungen zu unseren Lebenswegen haben wir am Anfang gehört. Es ist also keineswegs neu, wenn wir unsere Leben als verschlungenen Weg deuten. Aber in diesen biblischen Sätzen kommt noch eine neue Perspektive dazu. Die Suche nach dem rechten Weg, die Suche nach den Durchgängen im Lebenslabyrinth ist zwar unsere Aufgabe. Und liegt in unserer Verantwortung. Aber wir können dazu göttliche Sehhilfe bekommen. Da wird davon gesprochen, dass uns einer den Weg weist. Da hören wir, dass uns der Weg ins Leben kundgetan wird. Da werden wir erinnert, dass Gott schon den Israeliten den Weg gezeigt hat, als Wolke und als Feuersäule.
Gott ist der große Labyrinthpfleger unseres Lebens. Nicht so, dass wir jede Biegung angezeigt bekommen wie in den Navigationssystemen der Autos. Navigationssysteme haben immer den geraden Weg von A nach B zum Ziel. Die Labyrinthpflege, die Gott uns angedeihen lässt, sie stärkt vor allem unsere innere Orientierung. Sie vermittelt uns eine Ahnung, wie es weitergehen könnte. Sie lässt uns aus einem Umweg aushalten und durchhalten. Sie öffnet uns die Augen für einen Menschen, der uns weiterhelfen kann. Und die Ohren für Worte, die weiterhelfen.
Das große Beispiel für die Art, wie Gott uns durch unser Lebenslabyrinth steuert, ist Jesus aus Nazareth. Er hatte Worte für die, denen niemand mehr ein gutes Wort sagen wollte. Er hatte Augen für die, für die sonst keiner einen Blick hatte. Er rührte die an, die als unberührbar gegolten haben. Ausgegrenzte. Kranke. Menschen auf Irrwegen. Er leistete Widerstand, wo alle sich mit dem Status quo abfinden wollten. Er setzte Leben aufs Spiel, wo nichts so sicher schien wie der Tod als Ziel aller unserer Wege durchs Labyrinth des Lebens.
Gut, wenn wir uns von diesem Jesus stärken lassen gestärkt auf den weiteren Wegen unseres Lebens machen, wo wir leben und arbeiten. Da, wo uns die Wirklichkeit meist schnell wieder einholt. Gut, dass diese Wirklichkeit heute womöglich in ein neues Licht getaucht wird. Weil wir einen neuen Blick werfen können. Weil wir uns haben stärken lassen.
Darum lade ich sie jetzt ein, sich aneinander und miteinander zu stärken. Sich stärken zu lassen am Tisch Gottes mitten in dieser Welt. Mit den Früchten des Weinstocks. Und mit Früchten des Feldes.
Mitten in unserem Lebens-Labyrinth halten wir inne. Und feiern das Leben. Und machen uns dann gestärkt von Neuem auf den Weg zum Ziel. Amen.