Impuls zu 2. Chronik 5,12+13a
Zum ersten Mal Gottesdienst – für einige Gemeinden ist das heute so. Nach vielen Wochen Pause wieder zurück in die vertraute Kirche. Mit großem Abstand. Und genauen Regeln, was geht und was nicht.
Zum ersten Mal Gottesdienst, wirklich zum ersten Mal – das war vor dreitausend Jahren so. Als der Tempel eingeweiht wurde, den König Salomo hatte bauen lassen. Ein prächtiges Bauwerk. Eine Art Weltwunder für damalige Verhältnisse. Was die Größe anging. Und die verwendeten Materialien. Zedernholz. Edelsteine.
Die Einweihung kann nicht groß genug gefeiert werden. Mit Pauken und Trompeten im wahrsten Sinne des Wortes. Unglaublich, was damals schon musikalisch aufgeboten wird. Im 2. Chronikbuch lesen wir, wer da alles beteiligt ist. Ein richtiges Tempel-Kantorat gibt es da, mit unterschiedlichsten Instrumenten:
Alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen. Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN.
Das Musik-Team, das da beschrieben wird, hat ein klares Ziel. Nicht der Verkauf möglichst vieler Tonträger. Nicht einfach ein Event, das den Tempel füllt. Die Bläser mit ihren Trompeten und die, die singen -sie loben und danken Gott.
Das schwingt doch auch bei unserer Kirchenmusik mit. Natürlich geht es ihr auch um das gesungene Gotteslob. Sie bezieht viele Menschen in dieses Loben und Danken ein. Indem sie sie einlädt, selber zu singen. Und zu blasen. Oder in einem Orchester mitzuspielen. Sie lobt Gott aber gerade auch dadurch, dass sie andere Menschen erfreut.
Musik geht zu Herzen. Tut der Seele gut. Kann Verhärtetes aufbrechen. Kann helfen, Trauer erträglich zu machen. Oder gar in Freude zu verwandeln. An der Brettener Stiftskirche fühlen sich Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores gerade dieser Möglichkeit verpflichtet. Sie können derzeit nicht proben. Und nicht wie gewohnt gemeinsam singen. Aber sie singen trotzdem - am Samstag im Innenhof eines Altenheimes. Die Bewohnerinnen und Bewohner können von ihren Balkonen aus zuhören. Und sich an den Liedern erfreuen. Balsam für betagte Seelen ist das – das spüren die, die mitgewirkt haben.
2. Impuls z.B. zu Kol. 3, 16
Die Kirche war immer eine singende Kirche! Das Singen verleiht dem Gewicht, was Glauben ausmacht. Gesungene Sätze des Glaubens gehören dazu, wie im Lied des Kirchenchores aus Sulzfeld. Aber auch pädagogisch lässt sich das Singen einsetzen. Im Lehren. Sogar im Ermahnen, wie es im Kolosserbrief heißt:
Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
Im Singen, in der Sprache der Musik, lässt sich vieles noch einmal ganz anders sagen. Alles, was mich bewegt, kann ich auch gesungen zur Sprache bringen: Meine Klagen und meine Bitten. Meine Freude und meinen Dank. Auch meinen Protest und meinen Widerspruch. Die Reformation war von Anfang an auch eine Gemeinschaft von Menschen, die ihren Protest mit Liedern zum Ausdruck gebracht haben.
Solche Protestlieder haben wir heute genauso nötig. Protestlieder des Glaubens. Protestlieder gegen den Versuch, andere Menschen klein zu machen und auszugrenzen. Protestlieder gegen Ungerechtigkeit und Armut. Protestlieder gegen allen Irrglauben, der Friede sei umso sicherer, je mehr Waffen wir produzieren und verkaufen. Protestlieder gegen die Botschaft, in der gegenwärtige Krise lege Gott selber Widerstand ein gegen die Art, in der wir leben.
Ich glaube das nicht. Weil ich die Protestlieder des Glaubens als Vertrauenslieder höre und singe. Als Lieder des Vertrauens, dass Gott diese Welt nicht aus der Hand gibt.
In jedem Lied höre ich deshalb schon etwas von den Harmonien des Himmels heraus. Vom Vielklang der Schöpfung. Von der Buntheit der Möglichkeiten des Gotteslobes.
Ganz besonders höre ich das aus den Osterliedern heraus. Ostern ist der Höhepunkt im Kirchenjahr. Das war auch in der Fülle der musikalischen Aktionen der letzten Wochen zu spüren. Die Posaunenwartinnen und Posaunenwarte aus den verschiedenen Kirchen in der EKD haben einen gemeinsamen Ostergruß unter die Menschen gebracht. Auch unsere beiden badischen Posaunenwarte haben im Chor ihrer Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland fröhlich mitgespielt.